Leserbrief Schwäbische Zeitung
Enttäuschend zu lesen, wie einseitig die Vorsitzenden zweier Laupheimer Wirtschaftsvereinigungen das Thema ‚Laupheimer Hof‘ sehen. Die Sicht der Nachbarn als Partikularinteresse zu bezeichnen und die eigene als Allgemeininteresse – ist das nicht ein wenig ignorant?
Die Tatsache, dass Laupheim Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftsleute braucht, stelle ich nicht in Frage, aber warum baut man dann nicht genau das?
Seit wann benötigen Geschäftsleute Yogaraum, Kosmetik- und Massageräume und einen bei großzügiger Bestuhlung immer noch 128 Personen fassenden Veranstaltungssaal? Die Laupheimer Unternehmen werden hier keine Kongresse abhalten. Der Saal wird jedes Wochenende für eine private Hochzeit/Feierlichkeit genutzt werden! Ich bitte doch sehr, genauer hinzusehen, was gebraucht wird und was wir alle durch die Erweiterung bekommen würden!
Wieso gehört das fehlende Hotel zwingend in die Innenstadt? Sollen die Geschäftsleute noch bummeln, wenn sie abends nach einem anstrengenden Tag ins Hotel kommen? Da ist ihnen eher nach einem guten Essen und Trinken … (Wie war das mit dem Partikularinteresse?).
Das Einzige, was mit dem Hotel in der Innenstadt belebt wird, ist der Verkehr und der Kampf um Parkplätze. Ein kleines Rechenbeispiel: Es gibt 57 Parkplätze. Nehmen wir eine Tagung mit 100 PKW. Selbst wenn Fam. Rößler und alle Angestellten außerhalb wo auch immer parken und keine weiteren Gäste anwesend sind, fehlen noch immer 43 Stellplätze! Wo parken diese Autos?
Ein Hotel sei kein Produktionsbetrieb und somit keine Lärmquelle? Nein, ein Hotel ist Produktions- und Dienstleistungsbetrieb in einem – und das Ganze 24h am Tag, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr durch! Bei einem Produktionsbetrieb ist wenigstens i. d. R. Freitagmittag bis Montagmorgen Ruhe! Im und ums Hotel geht dann der Betrieb und Lärm erst richtig los!
Es ist nett, den Anwohnern vorzuwerfen, wer in der Innenstadt lebt, dürfe alles andere nicht einfach ausblenden! Wir blenden eben nicht den Verkehr, die Parkplatzsituation, die gefährlichen Schulwege, den Lärm der Hochzeitsgäste, die jeden Samstag hupend vorfahren würden, aus! Das sind Sie!
Ihre Angst, man würde Investoren abschrecken durch das negative Signal bei der Ablehnung des Baus, kann ich nicht teilen. Wäre es nicht eher ein positives Signal dafür, dass Laupheim eine lebens- und liebenswerte Stadt sein möchte und nicht wirtschaftliche Interessen Einzelner den Vorrang haben – zumal bei einem so abwegigen Projekt an dieser Stelle!
Die Dosierung macht das Gift! Die Größe, der Bedarf und die Nebenwirkungen sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen!
Meine letzte Frage an die Herren Pecha und Fleschhut: Warum MUSS der Gemeinderat klare Weichen stellen für dieses Projekt? Heißt er nicht bewusst Gemeinderat und nicht Wirtschafts- oder Unternehmerrat? Die klaren Weichen könnten auch sein: Ja zu Laupheim 2020 – ein durchdachtes Verkehrskonzept, verbesserte Parkplatzsituation, sichere Schul- und Radwege, eine verkehrsberuhigte Rabenstraße, ein ganzheitliches Stadtbild weg von Einzelfalllösungen und darüber hinaus ein klares Signal zum neuen Leitbild der Stadt, einem verbindlichen Kontrakt zwischen den Bürgern Laupheims und der Stadt. In Einem gebe ich Ihnen recht: ein Weiter-so wie jetzt kann es nicht mehr geben! Und ich kann Sie beruhigen, die Innenstadt stirbt nicht aus, da wohnen ja wir!
Leserbrief von Franziska Müller-Pichler in der Schwäbischen Zeitung.